Das Ende der Ära Lynch
"Keep your eye on the doughnut. Not on the hole!"
–David Lynch
Aber was diesen Verlust so herb macht, ist wie unglaublich hoffnungsvoll er immer war. Am Ende seiner finsteren Achterbahnfahrten stand immer auch ein lichtgefluteter Thron der Liebe, der Leidenschaft, des selbstlosen und hoffnungsvollen Glücks. Das kam in Form der heilen unbekümmerten Welt in der Schlussszene von Blue Velvet, von einem buchstäblichen betenden Engel mit Flügeln am Ende vom Twin-Peaks-Film oder der herzzerreissenden Projektion des Mulholland-Drive-Liebespaars. David Lynch liebte Menschen und gestand ihnen allen die Fähigkeit zu, tatsächlich und wirklich zu lieben. Ich versuche immer diese Tableaus mit mir mitzutragen, gerade in Zeiten wie diesen.
Fans von David Lynch, spekuliere ich, fühlten sich zunächst von seinen Filmen angezogen, weil sie stets für ihren Schockfaktor und ihre anspruchsvolle Machart bekannt waren. Doch letztere entdeckt man irgendwann als blosse Aufgabe der Anpassung; man muss sich an die Ausdrucksweise von Lynch einfach etwas gewöhnen. Und dann merkt man, dass er so anspruchsvoll tatsächlich nicht ist (man kann aber extrem viel über Geschichten und Träume lernen, wenn man seine Arbeitsweise nachvollzieht). Und der Schockfaktor, ja, den gibt es. Aber der adoleszente Wunsch nach sinnlos schockierender Gewalt wird enttäuscht: Die Gewalt hat bei ihm enorm viel Bedeutung in sich. Und Lynch führt uns an all dem vorbei und schlussendlich hin zu einem Menschenbild, in dem diese verstörende Gewalt ihren Platz hat, aber in dem die lebensbejahende und menschenliebende Perspektive eindeutig dominiert. Und somit ist David Lynch für viele ein Ziehvater in schwierigen Zeiten ihres Lebens geworden. In Zeiten, in denen sie sich mit Schrecken, Verwirrung und Sinnlosigkeit auseinandersetzen wollten, erfüllte ihnen David Lynch, was sie brauchen, doch gab ihnen schlussendlich viel mehr auf den Weg: die naivitätslose Hoffnung auf Liebe.
Und genau so fühlen sich die vielen Abschiedstexte für den Regisseur an: Eine Generation hat ihren artistischen Ziehvater verloren und hofft, trotz allem, auf eine lichte Zukunft.
Danke, David Lynch, für dein grosses Geschenk!
"I had a dream. In fact, it was the night I met you. In the dream, there was our world, and the world was dark because there weren't any robins and the robins represented love. And for the longest time, there was just this darkness. And all of a sudden, thousands of robins were set free, and they flew down and brought this blinding light of love. And it seemed like that love would be the only thing that would make any difference. And it did. So, I guess it means there is trouble 'til the robins come."

Twin Peaks: a place both wonderful and strange.
"Keep your eye on the doughnut. Not on the hole!"
–David Lynch
Aber was diesen Verlust so herb macht, ist wie unglaublich hoffnungsvoll er immer war. Am Ende seiner finsteren Achterbahnfahrten stand immer auch ein lichtgefluteter Thron der Liebe, der Leidenschaft, des selbstlosen und hoffnungsvollen Glücks. Das kam in Form der heilen unbekümmerten Welt in der Schlussszene von Blue Velvet, von einem buchstäblichen betenden Engel mit Flügeln am Ende vom Twin-Peaks-Film oder der herzzerreissenden Projektion des Mulholland-Drive-Liebespaars. David Lynch liebte Menschen und gestand ihnen allen die Fähigkeit zu, tatsächlich und wirklich zu lieben. Ich versuche immer diese Tableaus mit mir mitzutragen, gerade in Zeiten wie diesen.
Fans von David Lynch, spekuliere ich, fühlten sich zunächst von seinen Filmen angezogen, weil sie stets für ihren Schockfaktor und ihre anspruchsvolle Machart bekannt waren. Doch letztere entdeckt man irgendwann als blosse Aufgabe der Anpassung; man muss sich an die Ausdrucksweise von Lynch einfach etwas gewöhnen. Und dann merkt man, dass er so anspruchsvoll tatsächlich nicht ist (man kann aber extrem viel über Geschichten und Träume lernen, wenn man seine Arbeitsweise nachvollzieht). Und der Schockfaktor, ja, den gibt es. Aber der adoleszente Wunsch nach sinnlos schockierender Gewalt wird enttäuscht: Die Gewalt hat bei ihm enorm viel Bedeutung in sich. Und Lynch führt uns an all dem vorbei und schlussendlich hin zu einem Menschenbild, in dem diese verstörende Gewalt ihren Platz hat, aber in dem die lebensbejahende und menschenliebende Perspektive eindeutig dominiert. Und somit ist David Lynch für viele ein Ziehvater in schwierigen Zeiten ihres Lebens geworden. In Zeiten, in denen sie sich mit Schrecken, Verwirrung und Sinnlosigkeit auseinandersetzen wollten, erfüllte ihnen David Lynch, was sie brauchen, doch gab ihnen schlussendlich viel mehr auf den Weg: die naivitätslose Hoffnung auf Liebe.
Und genau so fühlen sich die vielen Abschiedstexte für den Regisseur an: Eine Generation hat ihren artistischen Ziehvater verloren und hofft, trotz allem, auf eine lichte Zukunft.
Danke, David Lynch, für dein grosses Geschenk!
"I had a dream. In fact, it was the night I met you. In the dream, there was our world, and the world was dark because there weren't any robins and the robins represented love. And for the longest time, there was just this darkness. And all of a sudden, thousands of robins were set free, and they flew down and brought this blinding light of love. And it seemed like that love would be the only thing that would make any difference. And it did. So, I guess it means there is trouble 'til the robins come."

Twin Peaks: a place both wonderful and strange.